Paul Schwer
sägen bohren föhnen

Kurator: Denis Bury

  • Eröffnung am Dienstag, den 9.5.2017, um 18 Uhr durch OB Thomas Kufen
  • Künstlerfrühstück am Sonntag, den 11.6.2017, ab 11 Uhr und Ausstellungsende.
  • Kostenfreie Führungen über den gesamten Ausstellungszeitraum. Anmeldung unter besuch@marie- wolfgang.de

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Ausstellungsrundgang

Mit Denis Bury

Nur für meinen engen Blick ists ein kalter Schatten!

Kobayashi Issa

Zu seinen raumgreifenden Installationen, unter anderem aus verformten und mit Farbpigmenten bestrichenem PET, Neonröhren und Reflektorfolien, sagt Paul Schwer selbst: „Das ist alles Malerei. Ich bin Maler.“

In der Ausstellung sägen bohren föhnen, alles Verweise auf Bearbeitungsschritte des Materials, geht er einer frühen Vorstellung nach und löst seine Arbeiten vom Boden. Sie hängen auf weißen Stromkabeln, bilden Gruppen, fliegen – Fetzen gleich. Vor strengen Metallfenstern tauchen sie das Licht in Farbe und ab- strahieren die Einstrahlung von Kirchenfenstern.

Die Schnüre der Aufhängungen wirken wie Konstruktionslinien und unterstützen den Eindruck eines lebendigen, spontanen Gesamtbildes. Ihrer ursprünglichen Bestimmung beraubt sind die Enden verknotet und hängen lose im Raum. Paul Schwer gelingt es immer wieder die Wahrnehmung des Betrachters grundsätzlich zu befragen: Was sehe ich? Wie sehe ich es?

Durch den differenzierten Einsatz von Licht – sei es künstlich, sei es natürlich – bezieht Schwer die Komponente Zeit ein. Künstliches Licht durchbricht den Lauf der Sonne. Durch den Einsatz von Beleuchtung verlieren wir das Gespür für Tag und Nacht.

Für diese Ausstellung verzichtet Schwer auf den Einsatz elektrischer Leuchtkörper und verlässt sich nur auf das sich verändernde Tageslicht. Die Farben erhalten eine höhere

Leuchtkraft. Oder saufen ab. Der natürliche Lichteinfall im Ausstellungsraum schafft punktuelle Beleuchtungen und einen Verlauf von Hell zu Dunkel – eine Malerei, in der sich der Besucher bewegen kann. Dabei ändern sich Abstrahlung und Blickwinkel je nach Stand- und Zeitpunkt: „Nur für meinem engen Blick…“

Paul Schwer läßt mit sägen bohren föhnen einen Haiku ohne Worte entstehen. Die japanische Dichtung, konkret, zeitbezogen und nicht fertig1, wird erst mit dem Rezipienten vervollständigt – durch sein Nachvollziehen, sein Erleben.

Der Maler ist ein Dichter.

1: Dietrich Krusche: Haiku: Japanische Gedichte. München: Dt. Taschenbuch-Verlag 1994

Über den Künstler

Parallel zu einigen Jahren Arbeit in der Kinderpsychatrie der Uniklinik Essen studierte Paul Schwer an der Kunstakademie in Düsseldorf. Da bei Joseph Beuys kein Unterkommen mehr war, ging er zu Erwin Heerich und wurde unter ihm auch Meisterschüler.

Ausstellungsansichten